Herausforderndes Umfeld für Versicherungen

The Fabulous Five des Portfoliomanagements: Experten für Risiken, Emerging Markets Aktien, Währungen, Asset Liability Management und die Strategische Allokation tauschten ihre Erkenntnisse aus. Von links nach rechts: Dr. Stefan-M. Heinemann, Gabriel Wallach, Achim Walde, Dr. Peter-Henrik Blum-Barth und Thomas Kruse. (Bild: Andreas Schwarz)
The Fabulous Five des Portfoliomanagements: Experten für Risiken, Emerging Markets Aktien, Währungen, Asset Liability Management und die Strategische Allokation tauschten ihre Erkenntnisse aus. Von links nach rechts: Dr. Stefan-M. Heinemann, Gabriel Wallach, Achim Walde, Dr. Peter-Henrik Blum-Barth und Thomas Kruse. (Bild: Andreas Schwarz)

Teilnehmer des Panels waren Thomas Kruse (Amundi), Dr. Peter-Henrik Blum-Barth (SV Sparkassenversicherung), Dr. Stefan-M. Heinemann (Talanx), Gabriel Wallach (Macquarie) und Achim Walde (Metzler).

In welchem ökonomischen Umfeld muss sich die Kapital­anlage von Versicherungen behaupten, Herr Kruse?

Thomas Kruse: Wie andere Häuser erwartet auch Amundi, dass die Wachstumsraten ­weniger stark als in der Vergangenheit sein werden. Eine Rezession erwarten wir ­allerdings nicht. Momentan auch nicht zu erwarten sind ­weitere Zinserhöhungen. Auf Sicht werden die Zinsen niedrig bleiben. Auf der Aktienseite hat die Performance im ­laufenden Jahr lediglich den Einbruch im letzten Quartal des vergangenen Jahres ausgeglichen.

Herr Blum-Barth, was heißt dies für die Kapitalanlage der SV Sparkassenversicherung?

Dr. Peter-Henrik Blum-Barth: Wir erhöhen weiter die Quote der illiquiden und der ­Risiko-Assets und reduzieren umgekehrt Fixed Income. Das ist in diesem Umfeld ­alternativlos, um die nötigen Renditen zu ­erzielen. Es ist aber auch herausfordernd.

Wo liegen die Herausforderungen?

Blum-Barth: In den regulatorischen Rahmen­bedingungen und in der Planbarkeit der Cashflows. Zur Regulatorik: Die Zinszusatzreserve hat zwar nun eine Abmilderung ­erfahren. In der Vergangenheit hatten wir aber signifikante Reserven von der Aktiv- auf die Passivseite zu schieben. Auch wenn die Reserven das Haus nicht verlassen haben, können wir diese nicht mehr ohne weiteres für die Risikotragfähigkeit der Assets auf der Aktivseite frei verwenden. Die Folge für die SV Sparkassenversicherung ist, dass wir aus den Asset-Klassen, die eine gewisse Risiko­kapitalunterlegung erfordern und in denen wir uns auf Grund des Renditedrucks stärker bewegen müssten, in den vergangenen Jahren wieder etwas herausgedrängt wurden.

Die zweite Herausforderung ist heute noch nicht ganz sichtbar – wird aber kommen. Historisch hatten wir als Lebensversicherung immer eine recht große Planbarkeit bei den Cashflows. Die haben wir auf der Aktivseite auch weiterhin bei langfristigen Anlagen wie Infrastruktur, wo sich die Investitionszyklen auf 20 bis 30 Jahre belaufen. Hier können wir die Planbarkeit von Versicherungs-Cashflows in Rendite-Pick-Ups übersetzen.

Auf der Passivseite könnte künftig aber die Planbarkeit leiden. Die klassischen Lebensversicherungsverträge, aus denen sich die Kunden kaum verabschieden können, ohne steuerliche Vorteile zu verlieren, prägen zwar immer noch die Bilanzen der Versicherer. Die neuen Produkte bekommen von den entsprechenden Produkt-Ratingagenturen aber nur gute Noten, wenn sie dem Versicherungsnehmer möglichst viele Optionen – sprich: Flexibilität – bieten.

Langfristig kommt es dann zu einem bilanziellen auseinanderdriften: Auf der Aktivseite führt der Renditezwang zu mehr Illiquidität und die Passivseite wird künftig flexibler. In zehn bis 15 Jahren wird dadurch der Preis der Illiquidität möglicherweise spürbar.

Herr Heinemann, gilt dies auch für die Ver­sicherungen des Talanx-Konzerns?

Dr. Stefan-M. Heinemann, Talanx, berücksichtigt für die Steuerung der Kapitalanlagen unter anderem Liquiditätsaspekte, Garantien – und Nietzsche. (Bild: Andreas Schwarz)
Dr. Stefan-M. Heinemann, Talanx, berücksichtigt für die Steuerung der Kapitalanlagen unter anderem
Liquiditätsaspekte, Garantien – und Nietzsche. (Bild: Andreas Schwarz)

Dr. Stefan-M. Heinemann: Den Äußerungen meines Vorredners kann ich mich nur ­anschließen. Auf jeden Fall befindet sich die Strategische Asset-Allokation (SAA) in einem Wandel. Vielleicht habe ich ja jüngst zu viel Nietzsche gelesen. Aber die SAA in ihrer klassischen Form ist tot! Torten backen und sich daran drei Jahre lang zu orientieren funktioniert nicht mehr. Auf dieser Veranstaltung haben wir bereits gehört, wie Infrastruktur an Bedeutung gewonnen hat. Über diese ­Asset-Klasse hätten wir vor wenigen Jahren noch ganz anders diskutiert. Unsere Herausforderung heißt TAA. Um diese zu bewältigen braucht es Flexibilität.

Zu berücksichtigen ist bei der SAA, dass ­Leben, Sach und Rück völlig unterschiedliche Bedürfnisse haben. Hieraus ergeben sich ­verschiedene Möglichkeiten. Bei riskanteren Assets kann eine Rückversicherung anders unterwegs sein als eine Lebensversicherung, die langlaufende Verträge mit 3,4 Prozent Garantieverzinsung im Buch hat. Dafür hat eine Lebensversicherung, im Gegensatz zu Banken, den Vorteil, Liquidität spenden zu können. Mit unseren Altverträgen können wir 20 Jahre Liquidität zur Verfügung stellen. Wir brauchen zur Bedeckung Fixed Income. Wenn die Cashflows besichert sind, kann dies heute durchaus auch Infrastruktur sein. Wir sind gezwungen, die hierfür bestehenden Gelegenheiten zu nutzen.

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