Kapitalanlage war wohl noch nie schwieriger als heute. Während die Asset-Preise immer höher steigen, gehen die Zinsen immer mehr in den Keller. Doch Jammern nützt nichts, Lösungen sind gefragt. Dass dieses herausfordernde Umfeld ganz sicher nicht einfach, aber machbar ist, haben die Gewinner der diesjährigen portfolio institutionell Awards bewiesen. Allerdings nicht nur sie. Viele hochkarätige Einreichungen machten den Fachjurys ihre Entscheidungsfindung alles andere als leicht, so dass es in vielen Kategorien Kopf-an-Kopf-Rennen gab. Am Ende konnte es jedoch in jeder Kategorie immer nur einen Sieger geben.
In zwei der insgesamt 14 Kategorien hatte die Bayerische Versorgungskammer (BVK) die Nase vorn. Sowohl den Award als bester Immobilieninvestor als auch den Preis als bester Investor alternativer Anlagen konnte die Altersvorsorgeeinrichtung am 27. April mit nach Hause nehmen. Ausschlaggebend für den Sieg der BVK in der Kategorie „Bester Immobilieninvestor“ war nicht nur die glänzende Performance ihres Immobilienportfolios in der Vergangenheit. Nach Ansicht der Fachjury hat die Altersvorsorgeeinrichtung vielmehr die vergangenen Jahre genutzt, um sich breiter aufzustellen. Über Spezialfonds engagiere sie sich in europäischen und außereuropäischen Märkten und nutze einen globalen Reits-Fonds. Die Juroren bescheinigen der BVK eine gute Aufstellung, „die ihr auch in der Zukunft eine gute Performance ermöglichen dürfte.“
Auch die Jury-Mitglieder in der Kategorie „Bester Investor alternative Anlagen“ kürten die BVK zum Sieger. In ihrer Laudatio heißt es als Begründung: „Die BVK hat über die Jahre das Spektrum alternativer Anlagen mit ruhiger Hand und zielgerichtet immer mehr erweitert. Gleichzeitig wurden auch die erforderlichen internen personellen Kapazitäten kontinuierlich ausgebaut. Dadurch ist sie heute in der Lage, das erreichte hohe Niveau der inhaltlichen Begleitung nicht nur zu halten, sondern weiter zu verfeinern.“
Ebenfalls zwei Awards hat die Signal Iduna errungen. Sie setzte sich einstimmig als beste Versicherung durch. Entscheidend für den Sieg in dieser Kategorie war der klare und systematische Prozess, mit dem die Kapitalanlagen gut diversifiziert gemanagt werden. Wie die Fachjury erläutert, ist dieser Prozess von der Passivseite her getrieben. Um die laufenden Verpflichtungen zu erfüllen, legt die Lebensversicherung einen Großteil der Anlagen in zinstragenden Papieren direkt an. Das darüber hinausgehende Kapital wird stark diversifiziert über Fonds mit externen Managern in Aktien, Immobilien, Private Equity und Infrastruktur investiert. Positiv hebt die Jury in diesem Zusammenhang den Aufbau der Aktienquote hervor, der seit mehreren Jahren systematisch durchgeführt wurde. Die Aktienquote sei heute im Marktvergleich überdurchschnittlich. Angesichts dieser lobenden Worte verwundert es nicht, dass die zweite Kategorie, in der die Signal Iduna in diesem Jahr einen Award gewonnen hat, die des besten Aktieninvestors ist. Die Entscheidung fiel jedoch hauchdünn zugunsten der Versicherung aus, wie die Juroren der Kategorie „Bester Aktieninvestor“ anmerkten. In ihrer Laudatio begründeten sie ihre Entscheidung unter anderem wie folgt: „Das Aktien-Exposure wird zum Großteil in der Eigenanlage verwaltet, wobei der Fokus auf einem risikokontrollierten und diversifizierten Anlageprozess liegt.“
Der dritte institutionelle Investor, der auf den diesjährigen portfolio institutionell Awards mit zwei Preisen geehrt wurde, ist die Evangelische Ruhegehaltskasse in Darmstadt. Sie überzeugte sowohl die Fachjury der Kategorie „Beste Pensionskasse/Zusatzversorgungskasse“ als auch die Juroren der Kategorie „Beste Portfoliostruktur“. Entscheidend für den Sieg als beste Zusatzversorgungskasse waren mehrere Gründe. In ihrer Laudatio lobte die Fachjury unter anderem das klare Bewusstsein der eigenen Fähigkeiten und die ruhige Hand. Außerdem zeige die Kasse, dass auch in dem heutigen schwierigen Marktumfeld gute und stabile Ergebnisse erzielbar sind. Den aktuellen Trends folgt man besonnen, ohne massive Einbindung neuerer, alternativer Nischenmärkte, ohne komplexe derivative Strukturen und ohne Mandatsvergaben mit großem Spielraum in der Hoffnung auf Alpha-Generierung.
Überzeugt haben die Darmstädter auch die Jurymitglieder in der Kategorie „Beste Portfoliostruktur“. Beeindruckt hat die Ruhegehaltskasse insbesondere mit ihrer sehr schlanken und effizienten Organisation, mit der das Vermögen von mehr als drei Milliarden Euro verwaltet wird. „Durch gezielte Auswahl und das permanente Monitoring externer Know-how-Träger gelingt es, die Vorgaben der strategischen Asset Allocation erfolgreich umzusetzen“, lobten die Juroren. Zur Strategie gehört es dabei insbesondere auch, ethisch-nachhaltige Kriterien bei der Vermögensanlage zu berücksichtigen. Diese geschehe konsequent auf allen Ebenen und im Controlling.
Kopf-an-Kopf-Rennen bei Nachhaltigkeit, Corporates, Risiko und Bank
Nachhaltigkeitskriterien sind auch in der Vermögensanlage der KfW von enormer Bedeutung. Zum Lohn erhielt das Finanzinstitut nach 2011 deshalb in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal den Award als bester nachhaltiger Investor. Doch es war knapp: Erst im Fotofinish ließ sie die anderen Bewerber hinter sich. Bei den Juroren punktet die KfW mit dem Spezialthema „Green Bonds“, das sie in den Mittelpunkt ihrer nachhaltig orientierten Anlagestrategie rückt. Dadurch wirke sie nicht nur mit, sondern treibe die Fortentwicklung im Bereich der nachhaltigen Kapitalanlage voran.
Ebenfalls ein Kopf-an-Kopf-Rennen lieferten sich die Bewerber um den Award als bester Corporate Investor. Die hohe Qualität der Einreichungen machte es den Juroren in dieser Kategorie alles andere als einfach. Den Sieg sicherte sich letztendlich hauchdünn die EnBW, die insbesondere mit ihren professionellen Governance-Strukturen bei der Jury Eindruck hinterließ. Auch das Anlagekonzept sei überzeugend und auf eine Cashflow-kontrollierte Strukturierung und Optimierung ausgerichtet. Lobend erwähnten die Juroren darüber hinaus den Umgang des Energieversorgers mit dem Niedrigzinsumfeld. Darauf wurde nicht einfach mit der Ausweitung der Risiken reagiert, sondern mit dem Ausbau der Anlageklassen und einer Erhöhung des taktischen Aktivitätsgrades.
Wie in den Vorjahren ist auch die Suche nach der besten Bank eine enge Entscheidung gewesen. Die Fachjury hatte es „wieder einmal mit einem qualitativ ansprechenden Teilnehmerfeld zu tun“. Nach Abwägung der unterschiedlichen Stärken und Schwächen der einzelnen Finanzinstitute und unter Berücksichtigung der Institutsgröße hinterließ die KD-Bank den besten Gesamteindruck. Als vorbildlich beurteilte die Fachjury die Gestaltung der Treasury-Prozesse im Hinblick auf Komplexität und Transparenz: „Die Asset Allocation ist sinnvoll ausgestaltet und die externen Manager werden mit Blick auf das eigene Geschäftsmodell angemessen eingebunden.“ Als besonders positiv würdigen die Juroren in diesem Zusammenhang die Ausgestaltung der Aktienstrategie und die Limit-Systeme bei den Eigenanlagen.
Ähnlich eng ging es in der Kategorie „Bestes Risikomanagement“ zu. Die Juroren sahen sich eigenen Angaben zufolge „vor eine äußerst schwierige Aufgabe gestellt“. Ausschlaggebend für die Entscheidung zugunsten der Arag war insbesondere ein Punkt: die Ganzheitlichkeit des Risikomanagements. Bei dem Versicherungskonzern, der unter Solvency II mit einem internen Risikokapitalmodell arbeitet, werden die Prozesse gewissermaßen gelebt und sind nicht nur ein eher formaler Akt. Wichtig war der Fachjury in ihrer Entscheidung auch die Frage, ob das Geschäftsmodell und die Branche erkennbar berücksichtigt werden. Das Urteil lautete: ja. Bei diesem Aspekt habe die Arag besonders gepunktet.
Talanx besticht mit kontrollierter Offensive
Ebenfalls an eine Versicherung ging der Award „Bester Fixed-Income-Investor“. Die Wahl fiel auf die Talanx, die mit ihrer aktiven, innovativen und vor allem zielgerichteten Anlagestrategie bei der Fachjury bleibenden Eindruck hinterlassen hat und sich damit an die Spitze des Teilnehmerfeldes in dieser neuen Award-Kategorie setzte. Mit kontrolliertem Risiko erzielt die Talanx überdurchschnittliche Renditen. Das Fixed-Income-Universum, in dem sich die Versicherung dabei bewegt, ist breit diversifiziert. Bereits seit vielen Jahren führt sie Investitionen in alternative Fremdkapitaltitel, wie zum Beispiel CLO, High Yield und Distressed Funds durch und hat dafür intern ein entsprechendes Experten-Team aufgebaut.
Mit einer breiten Diversifikation hat auch der Gewinner in der Kategorie „Beste Stiftung“ überzeugt. Die SOS-Kinderdorf-Stiftung aus München kombiniert nach Ansicht der Fachjury geschickt Aktien, Renten, Private Equity, Immobilien und alternative Investments in ihrer Anlagestruktur und erzielt damit beeindruckende Renditen. In den vergangenen Jahren lagen diese zwischen fünf und 8,3 Prozent. Lobend hoben die Juroren außerdem das persönliche Engagement der Verantwortlichen und deren engen Austausch mit dem eingesetzten unabhängigen Vermögensverwalter hervor. So habe die Stiftung zusammen mit ihrem Vermögensverwalter ein eigenes Risikomessungsvehikel entwickelt, mit dessen Hilfe risikoarme und risikobehaftete Anlageformen kategorisiert werden. Dies verschafft der Stiftung eine genaue Kenntnis über die Risiken. Mit ihrer Art und Weise das Grundstockvermögen zu bewirtschaften, bescheinigen die Juroren der SOS-Kinderdorf-Stiftung Leuchtturmfunktion, „die Inspiration für andere sein kann.“
In der Kategorie „Bester Pensionsfonds/CTA“ hat ein alter Bekannter die Nase vorn. Nach 2014 darf die Evonik Industries mit ihrer Pensionstreuhand in diesem Jahr zum zweiten Mal den Award in dieser Kategorie mit nach Hause nehmen. Überzeugt hat das Contructual Trust Arrangement (CTA) des Spezialchemiekonzerns unter anderem mit seiner eigens entwickelten Philosophie, die nach Ansicht der Fachjury bei der Bestimmung der Portfoliostruktur konsequent umgesetzt wird. In seiner Anlagestrategie sei das Unternehmen pragmatisch, aber stets zielgerichtet. Der Fokus in der Vermögensanlage wird dabei nicht nur auf die Nutzung von Chancen im Großen gelegt, sondern auch im Kleinen. In ihrer Laudatio strichen die Juroren außerdem heraus, dass die Anlagestrategie keinesfalls starr ist. Sie werde laufend überdacht und an geänderte Verhältnisse angepasst.
Last but not least wurde auf den portfolio institutionell Awards in diesem Jahr auch wieder der Leserpreis verliehen. Den „Vordenker-Award“ nahm Fiona Reynolds persönlich in Berlin entgegen. Als Chefin der Nachhaltigkeitsinitiative der Vereinten Nationen (UN PRI) gehört sie zu den wichtigsten Wegbereitern, die den Nachhaltigkeitsgedanken in der Finanzwelt vorangebracht haben. Bislang sammelte sie weltweit über 1.500 Unterschriften von Asset Owern, Investmentmanagern und Services Providers ein. Damit hat sich derzeit Kapital von mehr als 59 Billionen US-Dollar aus über 50 Ländern dazu verpflichtet, immer nachhaltiger zu investieren. Angesichts solch beachtlicher Zahlen ist der Gewinn des Leserpreises eine Bestätigung für Reynolds bereits geleistete Arbeit und soll zugleich aber auch Motivation für künftige Aufgaben sein.
portfolio institutionell newsflash 27.04.2016/Kerstin Bendix