Infra-Assets: Hinter hohen Hürden locken stabile Erträge

Otto Hörner (l.) warb als „Brückenbauer
Otto Hörner (l.) warb als „Brückenbauer“ im Sinne der Initiative Deutsche Infrastruktur für mehr Investitionsbereitschaft. Mit ihm auf dem Podium: Michael Rieder, Axel-Rainer Hoffmann und Markus Altenhoff (v.l.n.r.). (Bild: Andreas Schwarz)

So sucht und pflegt zum Beispiel die Initiative Deutsche Infrastruktur (IDI) den regelmäßigen Dialog mit der Politik. Wie die Chancen der Asset-Klasse genutzt werden können, wo Risiken lauern und wieso Deutschland beim Glasfaser-Ausbau hinterherhinkt, darüber berichteten institutionelle Investoren und Asset Manager auf der Jahreskonferenz von portfolio institutionell.

Anfang des Jahrtausends war die Zinswelt noch in Ordnung und der seit Gründung bestehende Rechnungszins von vier Prozent der Ärzteversorgung Westfalen-Lippe weitgehend mit Standardanlagen zu ­erfüllen. „Vier Prozent sind für uns die Untergrenze“­, so Markus ­Altenhoff, Geschäftsführer Kapitalanlage der Ärztever­sorgung Westfalen-Lippe (ÄVWL), auf der Jahreskonferenz. Infrastruktur-Investments habe es zwar immer schon gegeben, doch ein Treiber für die Investitionen von Versicherungen, Pensionskassen und ­Versorgungswerken in Infrastruktur sei der anhaltende Niedrigzins. So hat die Ärzteversorgung Westfalen-Lippe 2006 begonnen, ihr ­Alternatives-Segment auszubauen. Dieses macht aktuell eine Quote von knapp 20 Prozent der Kapitalanlagen aus und erfordere daher die Bereitschaft­ zu innovativen und unkonventionellen Investments, so Markus Altenhoff. Die Anforderungen an die Kapitalanlage sind vor allem durch die Komplexität alternativer Anlageformen stark gestiegen. „Wir waren letztlich gezwungen, auch EK-Investments einzu­gehen, die wesentlich­ betreuungsintensiver sind, was das Sourcing, die Due Diligence und auch das Monitoring betrifft. Und in den vergangenen Jahren haben wir für die komplexen Themen auch unsere Fachabteilungen mit ­besonders geschultem Personal siginifikant ­aufgebaut“, so Altenhoff. Die ÄVWL hat im April 2010 angefangen, sich mit dem Thema Amprion zu befassen. Eine Beteiligung an dem Über­tragungsnetzbetreiber gelang etwa eineinhalb Jahre später.

ÄVWL im Joint Venture mit RWE

Amprion sei für die ÄVWL ein Glücksfall gewesen. Denn der RWE-Konzern sah sich aufgrund von EU-Deregulierungsvorgaben gezwungen,­ mit den Höchstspannungsleitungen „sein Tafelsilber zu verkaufen“, so Altenhoff. Dennoch war die Aufgabe nicht einfach: „Für uns war es ein Schritt in ein vollkommen neues Investmentsegment mit einem dreistelligen Millionenbetrag, den wir 2011 investiert haben. Das Thema war sehr herausfordernd und komplex. Die Due Diligence haben wir in Fußballmannschafts-Stärke ­gemacht. Dabei saßen sich manchmal auch mehr als zwei Fußballmannschaften ­gegenüber, um die Details auszuhandeln“, erinnert sich Altenhoff. ­Umgesetzt wurde das Projekt zusammen mit großen Versicherungen und Pensionskassen, darunter auch kirchliche Versorgungswerke.

Ein Stromnetz gegen den Niedrigzins: Markus Altenhoff von der Ärzteversorgung Westfalen-Lippe berichtete vom Joint Venture am Übertragungsnetz¬betreiber Amprion. (Bild: Andreas Schwarz)
Ein Stromnetz gegen den Niedrigzins: Markus Altenhoff von der Ärzteversorgung Westfalen-Lippe berichtete vom Joint Venture am Übertragungsnetz¬betreiber Amprion.
(Bild: Andreas Schwarz)

Die Besonderheit bei Amprion: Die Konzeption als Joint Venture ­zwischen einem Fachinvestor (RWE mit 25,1 Prozent) und Finanz­investoren, die ihre Engagements in einer Kommanditgesellschaft ­gebündelt haben, darunter die Meag, Swiss Life und Talanx sowie Pensionskassen. „RWE wollte aus Effizienzgründen auf einer einheitlichen Basis verhandeln.­ Das haben wir dann unter Zuhilfenahme der Commerz Real gemacht. Die Commerz Real ist bis heute für uns als Geschäftsbesorger beauftragt.“

Der Renditekorridor lag bisher bei sechs bis sieben Prozent – ein dem Risiko angemessener Ertrag, findet Altenhoff. Doch mit dem Investment­ sind zunehmende Herausforderungen verbunden, die im Energie-Business vor allem regulatorischer Art sind: „Ich finde es unangemessen, dass man sich mit der Bundesnetzagentur vor Gericht treffen muss, um dort die durchsetzbare Höhe einer EK-Vergütung zu regeln. Das wird einem Industrieland wie der Bundesrepublik Deutschland nicht gerecht und lässt die Bereitschaft von Investoren, mit weiteren Milliardeninvestitionen die Energiewende zu ­finanzieren, nicht unbedingt steigen“, kommentiert Altenhoff die Diskussion mit dem Regulator über die Höhe der Netzentgelte. Ein gewisses ­Reputationsrisiko sei ebenso bedingt durch die Politik, die ihre Pläne, Höchstspannungsleitungen von Nord nach Süd unter die Erde zu ­legen, auf dem Rücken der Verbraucher austrage, da diese um ein Vielfaches teurer seien als die üblichen Leitungen: „Diese Kosten ­werden am Markt zu holen sein und letztendlich wieder auf den Stromnutzer umgelegt werden. Und am Ende der Diskussion ­entsteht in der breiten Bevölkerung wieder der Eindruck, dass der Rendite­hunger der Investoren dafür verantwortlich ist, dass der Stromkunde noch mehr zahlen muss“, kritisiert Altenhoff. Dass das Investmentthema Energienetze richtig interessant ist, fanden beim ­Amprion-Deal­­ wohl viele Investoren, doch nur wenige ­verfügten über ausreichend Mut und Liquidität, um kurzfristig einzusteigen, ­berichtet ­Altenhoff. ­„Insofern ist mein Appell an die Investorenrunde, dass man sich für solche Opportunitäten immer etwas Liquidität ­zurückhält und für ­solche Fälle entsprechende Reserven bündelt.“

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