Infra-Assets: Hinter hohen Hürden locken stabile Erträge

Otto Hörner (l.) warb als „Brückenbauer
Otto Hörner (l.) warb als „Brückenbauer“ im Sinne der Initiative Deutsche Infrastruktur für mehr Investitionsbereitschaft. Mit ihm auf dem Podium: Michael Rieder, Axel-Rainer Hoffmann und Markus Altenhoff (v.l.n.r.). (Bild: Andreas Schwarz)

Ein „hochspannender“ Investment Case liege zum Beispiel in der ­Finanzierung des passiven Netzes vor, denn „es gibt hohe Eintrittsbarrieren, unter anderem weil die Investitionen sehr, sehr hoch sind und nach vorne verspricht das Geschäft stabile Renditen mit einer hohen Technologiesicherheit“, so Rieder. Dass in den nächsten 20 bis 30 ­Jahren eine andere Technologie die Glasfaser ablösen könnte, sei sehr unwahrscheinlich. Als Partner seien vor allem Stadtwerke interessiert. Diese hätten eine starke Kernkompetenz und Kapitalbedarf.

Auch am Nachmittag war auf der Jahreskonferenz Infrastruktur ein Thema. Auf dem von Herwig Kinzler moderierten Investmentpanel ging es um die Ertragserwartungen bei Infrastrukturprojekten im ­internationalen Kontext. Dominic Helmsley, Head of Economic ­Infrastructure bei Aberdeen Standard Investment, identifizierte in ­einer kurzen Einführung drei kritische Punkte von Infrastruktur-­Investments: „Infrastruktur ist per Definition eine Anlageklasse, die kapitalintensiv und langfristig ist! Daher passt es nicht zur Private-Equity-Denkweise, nach der Sie ein Asset kaufen und mästen, um es schnell wieder zu verkaufen. Bei Infrastruktur geht es um langfristige Wertschöpfung, anstatt zu versuchen, einen schnellen Gewinn zu ­erzielen. Zweitens dürfen Sie als Eigentümer die Verantwortung, die mit solchen Anlagen verbunden ist, nie aus den Augen verlieren.“

Small can be beautiful

Core und Core+ Assets böten ähnliche Merkmale wie festverzinsliche Anlagen. Drittens gebe es aber einen kritischen Punkt bei der Unterscheidung von ­Infrastruktur und Private Equity. Beispielsweise gelte der Betrieb von Krematorien noch als Infrastruktur, also als ­essenzielle Dienstleistung. Wo diese feine Linie überschritten wird, zeige das Beispiel des Transports lebender Lachse quer durch Frankreich. Hier komme schon die Frage auf, ob ein frisches Sushi noch so etwas wie eine unverzichtbare Dienstleistung sei, witzelte Helmsley.

Bei großen Projekten gebe es zudem auf der Equity-Seite das ­Problem, dass die Nachfrage seitens der Investoren und der Infrastrukturfonds sehr hoch sei und ein harter Wettbewerb herrsche, was auf die Preise drücke. Den härtesten Wettbewerb erlebte das Segment der Large Caps und Trophy Assets wie zum Beispiel der London City Airport. „In diesem Segment sind die Multiples hoch, die Renditen sind aber durch die hohe Nachfrage deutlich gesunken“, sagt Helmsley. Er geht davon aus, dass es seit 2010/2011 eine Kompression bei den Renditen um 600 bis 700 Basispunkte gab. Daher seien Erträge eher in ­Bereichen wie dem deutschen Mittelstand zu suchen und bei ­Privatisierungen in vielen europäischen Ländern, wo man eine ­Kontrollposition einnehmen könne, beispielsweise auch Core-­Infrastruktur im Bereich Schienen- und Zugverkehr. „Wir können in Kontinentaleuropa noch Renditen von acht bis zehn Prozent ­erreichen“, meint Helmsley.

Renewables sind teuer geworden

Infrastrukturpanel ging es international zu: Kees-Jan van de Kamp, Elisabeth Lutley, Eugenio Sangermano, Hans Rübel und Dominic Helmsley (v.l.n.r.) diskutierten kontrovers über Renditechancen und Risiken von Flughäfen bis zu Windparks. (Bild: Andreas Schwarz)

Beim Infrastrukturpanel ging es international zu: Kees-Jan van de Kamp, Elisabeth Lutley, Eugenio Sangermano, Hans Rübel und Dominic Helmsley (v.l.n.r.) diskutierten kontrovers über Renditechancen und Risiken von Flughäfen bis zu Windparks. (Bild: Andreas Schwarz)

Hans Rübel, Leiter Konzern-Treasury bei der Robert Bosch GmbH, stimmt diesem Ansatz des ‚small is beautiful‘ durchaus zu: „Ich teile diese Meinung, insbesondere, wenn ich der Presse entnehme, dass Einzelfonds mit fünf bis zehn Milliarden aufgelegt werden. Das zeigt wie stark finanzielle Mittel in diese Asset-Klasse hineindrücken. Das wird die Renditen schmälern und den Wettbewerb verstärken. Hier ­einen disziplinierten Manager auszuwählen, macht wahrscheinlich sehr viel Sinn.“ Eugenio Sangermano, Investment Manager ­Alternative Investments bei W&W Asset Management, teilt nicht unbedingt die Meinung, dass kleinere Projekte schöner sind als große: „Auch die Fonds mit zehn Milliarden plus haben ihre Daseinsberechtigung. Weil sie Projekte finanzieren und strukturieren können, die von ­kleineren Fonds nicht finanziert werden können. Nichtsdestotrotz ­investieren wir auch gerne in kleinere Fonds und auch in spezialisierte­ Fonds.“ Kees-Jan van de Kamp, Senior Portfolio Manager Infrastructure­ & Project Finance von NN Investment Partners, hält die Entwicklung sinkender Renditen bei Trophy Assets nur für Equity für zutreffend. „Auf der Debt-Seite, wo wir herkommen, ist es ein bisschen anders. Wir investieren über Debt in alle Bereiche. Es geht uns vielmehr ­darum, unsere Downside-Protection gut zu organisieren. Im Debt-­Bereich kann man auch viel größere Beträge investieren. Für jedes Projekt gibt es 80 Prozent an Fremdkapital.“ Elisabeth Lutley, Senior Director im Infrastruktur Team von Edmond de Rothschild, erläutert, warum Public-Private-Partnership-Projekte (PPP) für sie keine Value-add-Assets mehr sind: „Wir sehen, dass der Markt für PPPs aggressiv umworben wird. Renditen halbierten sich ­zuletzt in Nordwest-­Europa. Das passiert vor allem, weil neue ­Investoren, vorwiegend aus ­Asien, versuchen, ihre Füße bei der ­Asset-Klasse Infrastruktur unter den Tisch zu kriegen. Dies ­versuchen sie, indem sie in den etablierten Markt gehen, den PPP-Sektor für ­Renewables in Nordwest-Europa.“ Polen sei dagegen ein Land, wo bei Renewables noch Renditen von acht oder neun Prozent zu erzielen möglich sei, meint Dominic Helmsley von Aberdeen Standard. Auch Edmond de Rothschild schaue auf diesen Sektor mit Interesse, erklärt Elisabeth Lutley.

Infrastruktur: Eine vielschichtige Asset-Klasse mit hohen Eintrittsbarrieren, aber auch stabilen Cashflows und wenig Wettbewerb, wenn man das Investment einmal getätigt hat. Allerdings kommt es darauf an, wie stark sich der Eigentümer um sein Asset kümmert und wie sehr er es als Business versteht, betreibt und pflegt. Die Unverzichtbarkeit der Dienstleistung sollte jedenfalls im Vordergrund stehen. Ansonsten können Fonds künftig Sushi als Infrastruktur verkaufen.

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